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Gusswerkstatt von der Qubbet el-Hawa

Ein Forschungsprojekt in Kooperation mit der Universität Bonn

Gussformen, die zur Herstellung von Götterfiguren aus Bronze dienten, wurden üblicherweise zerstört und nicht der Nachwelt überliefert. Aus erhaltenen Gussformen konnten durch ein Forschungsprojekt solche Figuren gegossen werden. Nun sind die Ergebnisse des Forschungprojektes der Universität Bonn mit dem LVR-LandesMuseum Bonn publiziert.

Die Ausgräber staunten nicht schlecht, als sich die unscheinbaren Tonwürstchen als technologische Rarität herausstellten. Die Gebilde waren Gussformen, die zur Herstellung von Götterfigürchen aus Bronze dienten. Üblicherweise werden diese Formen zerschlagen, wenn man die darin gegossenen Objekte herausnimmt, weshalb grundsätzlich Gussformen aus dieser Zeit nicht erhalten sind – mit Ausnahme dieses Fundes, der bis heute einzigartig ist.

Entdeckt wurde das Konvolut 1969 von Bonner Ägyptologen unter der Leitung von Prof. Elmar Edel auf dem Gräberberg der Qubbet el-Hawa bei Assuan, ganz im Süden Ägyptens. Durch Fundteilung kamen die Stücke in das Ägyptische Museum der Universität Bonn. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und des LVR-LandesMuseums Bonn wurde dieser „Schatz“ mit finanzieller Unterstützung durch die Fritz-Thyssen-Stiftung untersucht, mit Methoden, die zu Edels Zeiten noch nicht zur Verfügung standen.

 

Bilder aus einer anderen Zeit dank Mikro-Computertomograph (μCT)

Aufnahmen mit dem Mikro-Computertomographen (μCT) der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung Berlin/BAM, Fachbereich 8,5 Mikro-ZFP erlauben sensationelle Einblicke in das Innere der Tonformen. Sie enthüllen den aus mehreren Schichten aufgebauten Gussmantel, der das aus Wachs hergestellte Gussmodell umschließt. Das mehrschichtige Verbundmaterial konnte selbst feinste Details der Modellierung sauber abformen. Es war auch stabil genug, dem Druck des flüssigen Metalls standzuhalten, und zudem leicht porös, damit die verdrängte Luft entweichen konnte, ohne die Form zu zersprengen. Der filigrane Aufbau des Gusssystems ermöglichte den Guss von bis zu zweiunddreißig Amulettfigürchen aus einer Form. Einige Formen dokumentieren zudem ein Reparaturverfahren, bei dem zerbrochenen Formen durch den sogenannten „Überfangguss“ ergänzt wurden.

Neben Gussformen enthält das Konvolut auch Negativformen, die der Herstellung von Wachsmodellen dienten. Selbst einige der empfindlichen Wachsmodelle blieben erhalten. Untersuchungen bei Forschungseinrichtungen in Mannheim, Köln, München und Berlin konnten die Zusammensetzung und Herkunft der verwendeten Materialien klären; es handelt sich um Metall, Holz, Wachs, Harz und Keramik. Mit Hilfe der CT-Rekonstruktion einer nur als Hohlraum existierenden Statuette konnte diese Figur in einem experimentellen Guss zum ersten Mal gegossen werden.

Das Projekt ist herausragendes Beispiel der Kooperation der Universität Bonn mit dem LVR-LandesMuseum Bonn auf dem Gebiet der archäologischen Forschung.

Die Ergebnisse sind nun als umfangreicher Band in der Schriftenreihe Bonner Aegyptiaca erschienen: „Materialien einer Gusswerkstatt von der Qubbet el-Hawa“.

Die Publikation

Martin Fitzenreiter, Frank Willer und Johannes Auenmüller, Materialien einer Gusswerkstatt von der Qubbet el-Hawa. Mit Beiträgen von Dietmar Meinel, Roland Schwab, Ursula Baumer, Patrick Dietemann, Gerwulf Schneider, Ursula Tegtmeier und Thorsten Geisler-Wierwille.

Bonner Aegyptiaca, EB Verlag Dr. Brandt, Berlin 2016, 303 S. mit zahlreichen farbigen Abbildungen.

Kooperationspartner

Universität Bonn

Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin (BAM)


Kontakt

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