Svante Pääbo und Ralf W. Schmitz untersuchen die Neandertalerknochen aus dem LVR-LandesMuseum Bonn.
Am 3. Oktober erhielt Svante Pääbo den Nobelpreis für Medizin für seine Entdeckungen über die Genome ausgestorbener Menschen und die menschliche Evolution – eine herausragende Auszeichnung, die uns am LVR-LandesMuseum ganz besonders freut. Denn nun ist auch unser Neandertaler – das namengebende Exemplar – mit dem Nobelpreis verbunden.
Pääbo gelang es 1997, die weltweit erste Gen-Sequenz eines Neandertalers aus einer Probe aus dem rechten Oberarmknochen zu gewinnen, die unser Museum nach intensiven Überlegungen und fachlichen Gutachten bereitgestellt hatte. Diese Entscheidung ist damals nicht leichtgefallen, gilt es doch die wertvollen archäologischen Funde zu bewahren.
In den Folgejahren leisteten unser Neandertalerskelett von 1856, als auch die 1997 bei den Nachgrabungen im Neandertal neu entdeckte Neandertalerin wiederholt einen Beitrag zu der Forschung von Svante Pääbo und seinem Team. Als Direktor der Abteilung für Evolutionäre Genetik am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig war es Pääbo möglich, die Mammutaufgabe der Gründung des „Neanderthal Genome Project“ in Angriff zu nehmen. Bei der Gründung 2006 war unser Neandertaler erneut als Galionsfigur von Bedeutung, und der inzwischen berühmte rechte Oberarm als Kopie auf der Gründungspressekonferenz zugegen.
Der Neandertaler ist ein sehr bedeutsamer archäologischer Fund, dementsprechend schwer haben wir uns im Vorfeld der ersten Beprobung getan, ein Stück aus dem Knochen zu entnehmen.
Doch archäologische Funde sind nicht nur tolle Ausstellungsobjekte, sie sind auch Datenträger. Von diesen können wir mit immer besseren Verfahren Erkenntnisse zu Leben und Umwelt des frühen Menschen gewinnen. Objekte für die Zukunft zu erhalten und andererseits das Gewinnen von Erkenntnissen zu befördern, ist nicht selten eine Gratwanderung. Wenn eine Knochenprobe des Neandertalers ein neues Forschungsfeld begründet, das letztlich in einem Nobelpreis mündet, dann haben sich die schlaflosen Nächte der Verantwortlichen gelohnt…
Die Rekonstruktion des Neandertalers von der französische Künstlerin Elisabeth Daynès. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Mit dem wissenschaftlichen Fachreferenten für die Vor- und Frühzeit, Dr. Ralf W. Schmitz, hat das LVR-LandesMuseum einen ausgewiesenen Kenner des sogenannten Neandertalers in den eigenen Reihen.
Seit 1877 befinet sich der namensgebene Neandertaler im LVR-LandesMuseum Bonn. Seit 1991 wird im Rahmen eines multidisziplinären Forschungsprojekts unter der Leitung von Dr. Schmitz beständig weiter geforscht.
Ein Glücksfall für moderne Untersuchungsmethoden ist dabei der Erhaltungszustand der untersuchten Fossilien, die ein Alter von 42.000 Jahren aufweisen. Proben für eine Zellkernanalyse z.B. stammen auch aus dem rechten Oberarmknochen des Neandertalers in Bonn. Die aktuellen Analysen an über drei Milliarden Bausteinen der Zellkern-DNA belegten: Die Neandertaler haben zwischen ein und vier Prozent zum Genpool der heutigen Eurasier beigetragen.
LVR-LandesMuseum Bonn, Colmantstr. 14-16, 53115 Bonn
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