Das Forschungsprojekt „Bartmann goes global – the cultural impact of an iconic object in the early modern period”
[English version below]
Ab 2024 erhält das gemeinsam vom LVR-LandesMuseum Bonn, dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, den Universitäten Tübingen und Bonn sowie dem Museum of London Archaeology (MOLA) konzipierte Forschungsprojekt eine dreijährige Förderung. Sie erfolgt über das bilaterale Programm „Joint German-UK Project Proposals in the Humanities“ und wird vom „Arts and Humanities Research Council“ (AHRC) und der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“ (DFG) finanziert. Ein internationales Forschungsteam wird sich in „Bartmann goes Global“ mit Grundlagenforschungen und speziellen kulturhistorischen Fragestellungen zu den Bartmannkrügen und dem Rheinischen Steinzeug befassen.
Die Produktion der Bartmannkrüge begann in den 1520er−1530er Jahren in Köln und wurde bald darauf vor allem in Frechen zu einem protoindustriellen Gewerbe mit einem Ausstoß von teilweise über einer Million Gefäße pro Jahr ausgebaut. Über die Handelsdrehscheibe Köln wurde ein breites Produktionsspektrum rheinabwärts in die Niederlande und nach England und von dort in die ganze Welt exportiert.
Die Form, Funktion und Stilistik der Bartmannkrüge entwickelte sich im Laufe der folgenden zwei Jahrhunderte schrittweise weiter. Aus einem ursprünglich luxuriösen Tischgeschirr mit reichhaltigen Dekorationen und einer naturalistischen Gesichtsdarstellung wurde der Bartmann mit nun standardisierten und vereinfachten Designs sowie abstrakten, fratzenhaften Masken zu einem Massenprodukt für den Transport und die Vorratshaltung (vor allem von Wein). An Bord von Schiffen − als Equipment der Schiffsbesatzungen, Handelsgut oder Transportbehälter (beispielsweise für das in Übersee für die Gold- und Silbergewinnung benötigte Quecksilber), gelangten sie im Zuge des kolonialen Handels in alle Welt. Archäologische Funde aus britischen und niederländischen Niederlassungen sowie Schiffswracks dokumentieren ihre Verbreitung. In einigen Regionen, so etwa in Nordamerika und Japan, wurden sie auch von der indigenen und lokalen Bevölkerung übernommen.
Bartmannkrüge sind heute ein globaler Leitfund von herausragender Bedeutung für interdisziplinäre Forschungen zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. Ihr wissenschaftliches Potenzial ist bislang jedoch keinesfalls ausgeschöpft und grundlegende, methodische Studien zur Typochronologie, Verbreitung und Kontextualisierung fehlen.
Das Forschungsprojekt "Bartmann goes global" hat zum Ziel diese Lücke zu schließen. Das Projekt trägt damit entscheidend dazu bei, die globalen Vernetzungen der Frühen Neuzeit auf unterschiedlichen Ebenen zu verstehen und eine substanzielle Grundlage für zukünftige Forschungen zu schaffen.
Das Forschungsprojekt "Bartmann goes global" hat zum Ziel diese Lücke zu schließen. Das Projekt trägt damit entscheidend dazu bei, die globalen Vernetzungen der Frühen Neuzeit auf unterschiedlichen Ebenen zu verstehen und eine substanzielle Grundlage für zukünftige Forschungen zu schaffen.
English version
The research project "Bartmann goes global – the cultural impact of an iconic object in the early modern period"
From 2024, the research project, jointly designed by the LVR-LandesMuseum Bonn, the LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, the Universities of Tübingen and Bonn and the Museum of London Archaeology (MOLA) will receive three years of funding. It takes place within the bilateral program "Joint German-UK Project Proposals in the Humanities" that is financed by the Arts and Humanities Research Council (AHRC) and the German Research Foundation (DFG). In this project named "Bartmann goes Global", a team of international researchers will work on basic research and specific cultural-historical issues relating to Bartmann jugs and Rhenish stoneware.
Production of Bartmann jugs started in Cologne between 1520 and 1530 and developed, particularly in Frechen, into a proto-industrial trade, with an output up to one million vessels per year shortly after. Starting in the trading hub Cologne a broad production spectrum was shipped downstream the Rhine to the Netherlands and from there all over the world.
Form, function and style of Bartmann jugs gradually changed over the following two centuries. Being originally a richly decorated and luxurious tableware showing a naturalistic depiction of a bearded face, the Bartmann-Jug became over time more standardized and simplified designed as well as a mass-produced item used for transport and storage (especially of wine). On ships – used as equipment for ship crews, as a trade goods or transport containers (for example filled with mercury that was needed overseas for gold and silver extraction), they were transported all over the globe following existing colonial trade routes. Archaeological finds from British and Dutch (oversea-)settlements and shipwrecks document their spread. In some regions, such as North America and Japan, the indigenous population also adopted them.
Today, Bartmann jugs are a globally significant find of outstanding importance for interdisciplinary research into cultural and economic history. However, studies on this topic bear much more potential as fundamental, methodical research on typochronology, distribution and contextualization are lacking.
The research project "Bartmann goes global" aims to close this gap. The project decisive contributes to understand global networks of early modern period at various levels and creates a substantial basis for future research.
The research project "Bartmann goes global" aims to close this gap. The project decisive contributes to understand global networks of early modern period at various levels and creates a substantial basis for future research.
Weiterführende Links
Ansprechpartner
Dr. Christian Röser
Wissenschaftlicher Referent für Inventarisierung
LVR-LandesMuseum Bonn
Wissenschaftlicher Referent für Inventarisierung
LVR-LandesMuseum Bonn
E-Mail:
christian.roeser@lvr.de