Auf der Rückseite eines Gemäldes sind manchmal Stempel und Aufkleber zu finden, die für die Provenienzforschung wichtige Hinweise liefern. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.

Provenienzforschung am LVR-LandesMuseum Bonn

Seit Mitte der 1990er Jahre wird im LVR-LandesMuseum Bonn Provenienzforschung betrieben. Das Museum setzt sich offensiv und intensiv mit seiner Vergangenheit im Nationalsozialismus auseinander.
Provenienzforschung heißt, die Herkunft des Bestandes genau zu untersuchen, um zweifelsfrei feststellen zu können, ob in den Sammlungen Objekte sind, die sich ehemals in jüdischem Besitz befanden. Dafür wird die Herkunft der Gemälde untersucht, die zwischen 1933 und 1945 erworben wurden. In einer Zeit also, in der es dem Landesmuseum durch einen stark erhöhten Ankaufsetat ermöglicht wurde, vor allem in den besetzten Gebieten von Frankreich, den Niederlanden und Belgien einzukaufen. Auch die Ankäufe nach 1945 geraten immer mehr ins Blickfeld, da sich auch hier damals ungeprüfte belastete Herkünfte verbergen können.
Die umfangreichen Recherchen werden in einer eigenen, sich ständig erweiternden Datenbank erfasst. Zudem ist am Haus die vom Land Nordrhein-Westfalen, dem LVR und dem LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) gegründete Koordinationsstelle für Provenienzforschung NRW angesiedelt.

Kontakt

Kim Bures-Kremser

Wiss. Referentin für Provenienzforschung 0228 - 2070 207
kim.bures-kremser@lvr.de

Provenienzforschung in der Bibliothek

Die systematische Erforschung der Herkunft der Bibliotheksbestände des LVR-LandesMuseums findet seit 2008 statt. Sie konzentriert sich vorerst auf die Erwerbungen der Jahre 1933 bis 1945.
Die Sammlung Thyssen
In einem ersten Projekt wurden die Bestände der sogenannten „Sammlung Thyssen“ untersucht. 1939/1940 gelangten insgesamt 231 Bände aus dem enteigneten Besitz Fritz Thyssens in die Bibliothek des Rheinischen Landesmuseums. Die näheren Umstände dieser „Schenkung“, wie der Erwerb im Inventarbuch der Bibliothek genannt wird, und die nachträgliche testamentarische Überlassung wurden in Vorträgen und einem kurzen Beitrag in den „Berichten aus der Arbeit des LVR-LandesMuseums“ vorgestellt.
Eingänge zwischen 1941 und 1943
In einem zweiten Projekt werden zurzeit die Bestände untersucht, die zwischen 1941 und 1943 aus dem besetzten Paris in die Bibliothek gelangten. Der damalige Direktorialassistent Eduard Neuffer nutzte seine Zeit als Kriegsverwaltungsrat beim Archäologischen Kunstschutz für umfangreiche antiquarische Erwerbungen. Mindestens 560 Bände stehen heute in der Bibliothek, darunter Monographien zur französischen Archäologie und Kunstgeschichte, Museumskataloge und Zeitschriftenbände.
Auktionskataloge
In einem von der Arbeitsstelle für Provenienzforschung geförderten Projekt wurden 2012-2013 die Sammlung der Auktionskataloge retrokatalogisiert und die Seiten mit Annotationen digitalisiert. Eine Projektbeschreibung ist im „Bericht aus der Arbeit des LVR-LandesMuseums“ zu finden.

Kontakt

Susanne Haendschke, MA, MLS

Leiterin Bibliothek 0228 - 2070 201
susanne.haendschke@vlr.de

Publikationen

Von dubiosen Schenkungen und seltsamen Ankäufen – NS-Raubgut in der Bibliothek? Ein Werkstattbericht, von Susanne Haendschke. [Vortrag gehalten auf der Tagung „NS-Raubgutforschung in Bibliotheken und Archiven“, Zentral- und Landesbibliothek Berlin, 16.-17.9.2010]
http://www.initiativefortbildung.de/pdf/NS_Raubgut2010/Haendschke.pdf
Projektbericht „Retrokatalogisierung der Auktionskataloge aus dem Bestand der Bibliothek im LVR-LandesMuseum Bonn“, Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
https://www.kulturgutverluste.de/Content/03_Forschungsfoerderung/Projekt/LVR-Landesmuseum-Bonn/Projekt1.html
Susanne Haendschke und Robert Vlcek: „Sehr gut, billig!!“ Auktionskataloge, Anmerkungen und Provenienzforschung: Ein Projekt der Bibliothek im LVR-LandesMuseum Bonn, in: Berichte aus der Arbeit des LVR-LandesMuseums Bonn, 2014/1, S. 14-17.
https://bibliotheken.lvr.de/vopac/RLMB_VESPA/Berichte%20aus%20Bonn/Jg.2014/H.1/Berichte_RLMB_2014.1_Haendschke.pdf

Koordinationsstelle Provenienzforschung

Die Koordinationsstelle für Provenienzforschung in NRW (KPF.NRW) ist als zentrale Serviceeinrichtung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW sowie den beiden Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe am LVR-LandesMuseum Bonn angesiedelt.
Die KPF.NRW bündelt die Forschungsaktivitäten in Nordrhein-Westfalen rund um das Thema der Herkunftserforschung und richtet sich an Museen, Bibliotheken und Archive, aber auch an Privatpersonen, den Kunsthandel und die Wissenschaft im Bereich der Provenienzforschung.

Kontakt

Jasmin Hartmann

Leitung Koordinationsstelle für Provenienzforschung NRW 0228-2070-160
kontakt@kpf.nrw
Koordinationsstelle für Provenienzforschung NRW
Postadresse: Bachstraße 5-9, 53115 Bonn
Besucheradresse: Colmantstraße 18, 53115 Bonn