Der Rhein als europäische Verkehrsachse

Verbundprojekt der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Rheinland, der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz/Landesarchäologie, des Römisch-Germanischen Museums der Stadt Köln und des Museums Burg Linn, unterstützt u. a. durch das Institut für Geowissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Laufzeit: 1. Phase 2012-2015 / 2. Phase 2015-2018
Als die Römer begannen, ihre germanischen Provinzen zu erschließen, war der Rhein mit seinen Nebenflüssen als Transportweg von großer Bedeutung. Nur über ihn war es möglich, genügend Materialien, wie Holz und Stein, für den Bau militärischer und öffentlicher Anlagen heranzuschaffen. In den neuen Ansiedlungen am Rhein wurden Häfen, Verlade- und Anlegestellen errichtet. Hier kamen Transportgüter an oder wurden weitertransportiert. Obwohl diese Anlandestellen häufig ebenso wie die dort transportierten Güter bekannt waren, waren sie kaum erforscht und systematisch erschlossen.
Ein geeigneter Baustoff zur Errichtung von Steinbauten fand sich im Trachyt – ein Gestein, das am Drachenfels im Siebengebirge ansteht. Auf den Abbau verweisen nicht nur sein Vorkommen in römischen Standorten, sondern auch Relikte der Steinbruchtätigkeit am Drachenfels selbst. Zum Verladen der Steine auf Schiffe muss es am Fuß des Drachenfelses wie auf der anderen Seite des Rheins vor dem Bonner Legionslager zumindest einen Anlandeplatz gegeben haben, möglicherweise sogar einen Hafen.
Mit dem Ziel, diese Forschungslücke zu füllen und die vermuteten Häfen sowie den Steinbruch am Drachenfels zu erforschen, wurde im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft das Projekt „Der Rhein als europäische Verkehrsachse“ ins Leben gerufen.
In der ersten Projektphase (2012-2015) wurden Fundstellen prospektiert und die Transportwege einzelner aussagekräftiger Warengruppen, wie Keramik oder Stein, rekonstruiert. In der zweiten Phase (2015-2018) erfolgten gezielte Nachuntersuchungen an verschiedenen Fundorten. Die Ergebnisse wurden schlussendlich zusammengeführt, um die infrastrukturellen Gegebenheiten und die überregionalen Distributionssysteme, auch in Hinblick auf die Herausbildung späterer mittelalterlicher Märkte, zu verstehen.
Die vermuteten Häfen und der Steinbruch am Drachenfels werden im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter" der Deutschen Forschungsgemeinschaft erforscht. Dafür sind umfassende Prospektionen und Vermessungen geplant wie ein Airborne-Laserscan, Rammkernbohrungen, die Erstellung einer Bathymetrie mittels Sediment-Echolot, geophysikalische Messungen sowie ein Forschungstauchereinsatz.
Weiterführende Links:
Publikationen:
J. Bemmann/ M. Mirschenz (Hrsg.), Der Rhein als europäische Verkehrsachse. 2. Bonner Beiträge 19 (Bonn 2016).
H. Kennecke (Hrsg.), Der Rhein als europäische Verkehrsachse. Die Römerzeit. Bonner Beiträge 16 (Bonn 2014).

Ansprechpartnerin

Dr. Susanne Willer
Wissenschaftliche Fachreferentin Provinzialrömische Archäologie, LVR-LandesMuseum Bonn