Blick in die Werkstatt der Gemälderestaurierung. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.

Die Fachbereiche der Restaurierung

Dank des breitgefächerten Expertentums der Mitarbeitenden in der Restaurierungswerkstatt können die archäologischen Funde und Artefakte fachgerecht konserviert, erforscht und restauriert werden. Die Restauratorinnen und Restauratoren haben sich jeweils auf einen Bereich der Restaurierung spezialisiert und leisten herausragende Arbeit.

Organische Materialien

Organische Funde sind tierischen oder pflanzlichen Ursprungs: Sie können aus Leder, Fell, Bein, Wolle und Seide sein oder aus Gagat, Bernstein, Holz, Leinen und Hanf. Die Größe der Funde erstreckt sich dabei von filigranen Schmuckobjekten über feinste Gewebereste von Kleidungsstücken bis hin zu großen Konstruktionshölzern von Brunnen, Schiffen oder Gebäuden.
Da das organische Material durch die Erdlagerung stark beschädigt sein kann, bedürfen die Funde nach der Bergung besonderer Aufmerksamkeit. Unkontrollierte Austrocknung und Kontakt mit Sauerstoff führen zur Zerstörung des Objektes und dem Verlust wichtiger Informationen. Bis zur Konservierung ist eine kühle und klimastabile Lagerung für den Erhalt der Funde notwendig. Mit speziellen Tränkungsverfahren und der Vakuumgefriertrocknung werden organische Funde erhalten.
Im Rahmen der Restaurierung werden die Funde bestimmt und Herstellungstechniken der Objekte untersucht. Diese Ergebnisse liefern Informationen zu Alter, Herkunft und früherer Nutzung.
Organische Materialien sind besonders empfindlich. Hier ist eine Blockbergung eines Kammes zu sehen. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Organische Materialien sind besonders empfindlich. Hier ist die Blockbergung eines Kammes zu sehen.
Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Die Überreste eines Umhangs aus Leder. Im mittleren Teil sind noch Verzierungen in Gold und Schwarz (vormals Silber) zu erkennen.
Diese Goldlederkasel auf dem 17. Jahrhundert musste restauriert werden. Um die Technik besser zu verstehen, fertigte die Restauratorin selbst ein Stück Goldleder an. Ihr Vorgehen können Sie im Blog nachlesen.
Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.

Experimentelle Archäologie

In der Experimentellen Archäologie werden Herstellungstechniken von Objekten nachgespürt, damit die Forschung heutzutage ein besseres Verständnis für die Entstehung der Artefakte bekommt. Außerdem hilft das aktive Nachvollziehen von Herstellung und Behandlung verschiedener Techniken und Objekte dabei, sie zu konservieren, restaurieren und somit für die Nachwelt zu erhalten.

Die Restauratoren und Restauratorinnen am LVR-LandesMuseum Bonn führen selbst Experimente auf diesem Gebiet durch, sowohl alleine als auch im Rahmen größerer Forschungsprojekte mit externen Wissenschaftler*innen.

Mehr Informationen zu den Projekten finden Sie hier.

Gemälde

Der Begriff Gemälde umfasst sämtliche Malereien auf Bildträgern. Dabei kann es sich um Textilien, Holztafeln, Metallplatten, Glasplatten oder Pappe als Trägermaterialien handeln. Grundierungs-, Mal- und Firnisschichten setzen sich jeweils aus unterschiedlichen Binde- und Farbmitteln zusammen.
Die Kombination verschiedener Materialien macht diese Kunstwerke sehr empfindlich. Klimaschwankungen, Alterungsprozesse und falsche Handhabung gehören zu den häufigsten Schadensursachen. Daraus resultieren Schichtentrennungen, die zu Substanzverlusten führen können. Diese Schichten zu stabilisieren ist Teil der Konservierung.
Bei einer Restaurierung wird meist eine Verbesserung der Lesbarkeit der Darstellung angestrebt, um das Verständnis des Inhaltes zu erleichtern. Dabei wird stets der historisch gewachsene Zustand der Kunstwerke gewahrt.
Durch kunsttechnologische Untersuchungen lassen sich Informationen zu verwendeten Materialien, der Arbeitsweise des Künstlers oder der Künstlerin und früheren Restaurierungen gewinnen. Dabei werden Analysen der Binde- und Farbmittel sowie Untersuchungen mit Ultraviolett-, Röntgen- oder Infrarotstrahlung durchgeführt.

Ein Gemälde, dass die Anbetung der heiligen drei Könige zeigt, liegt auf einer Arbeitsfläche. Daneben eine Taschenlampe. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Mit einem Bestand von Gemälden aus der Zeit des Mittelalters bis zur Gegenwart haben die Restauratorinnen der Gemälderestaurierung viel tun. In unserem Blog erfahren Sie mehr über die vielen Arbeitsschritte, die die Restaurierung eines Gemäldes umfasst.
Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Ein Bereich in der Restaurierung beschäftigt sich mit Glas. Foto von einer reparierten Glasvase. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Glasobjekte werden vorsichtig wieder zusammengesetzt..
Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.

Glas

Das LVR-LandesMuseum Bonn besitzt zehntausende Glasobjekte. Dazu gehören Perlen, Hohlgläser, Skulpturen und großformatige Bleiverglasungen. Das Zusammenspiel des Lichtes mit der Glasfarbe, Bemalung und Verzierungen macht es zu einem der edelsten und vielfältigsten Materialien. Doch die archäologisch geborgenen Gläser sind sehr fragil: Durch die Bodenlagerung weisen sie typische Schadensbilder, wie beispielsweise Glaskorrosion, auf. Durch den Einfluss von Feuchtigkeit unter niedrigen pH-Werten löst sich dabei die oberste Glasschicht. Es entsteht die sogenannte Glasiris.
Konservierungsmaßnahmen - wie eine Festigung der Glasoberfläche - zielen auf den Erhalt der originalen Schichten und wirken weiterer Korrosion entgegen.
Fragen zur Herstellungstechnik und der jeweiligen spezifischen Zusammensetzung des Glases können mittels Digitalmikroskopie und mobiler Röntgenfluoreszenzanalyse geklärt werden. Für die zeitliche Einordnung und Formansprache werden zerbrochene Glasobjekte wieder zusammengesetzt.

Holzskulpturen

Bemalte Holzskulpturen sind komplex aufgebaute und fragile Kunstwerke: Sie können aus einem Holzblock gefertigt oder aus mehreren Teilen zusammengefügt sein. Die Farbfassung besteht meist aus einer Grundierung und farbigen Schichten aus teils sehr wertvollen und besonders aufbereiteten Materialien. Hinzu kommen zahlreiche Verzierungen und Applikationen aus Blattgold und -silber, gemalten, gravierten oder schablonierten Mustern, eingebetteten Materialien, wie Schnüren oder Holzperlen, Schmuckapplikationen aus Metall oder Glas.
Die Festigung gelockerter Fassungsschichten ist ein wichtiger Teil der Konservierung. Die Restaurierung zielt nicht darauf ab den Originalzustand wiederherzustellen, sondern den historisch gewachsenen Zustand zu bewahren.
Aufgrund von Beschädigungen, Alterung und Geschmackswandel wurden Fassungen häufig erneuert, überarbeitet oder komplett entfernt. Die kunsttechnologische Forschung ermöglicht es, die verwendeten Materialien, Herstellungstechniken sowie die Restaurierungsgeschichte der Skulptur nachzuvollziehen, was wiederum Rückschlüsse auf das ursprüngliche Erscheinungsbild zulässt.
Eine Holzskulptur eines Heiligen liegt auf dem Arbeitsplatz, daneben Geräte. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Eine Holzskulptur liegt auf dem Arbeitsplatz einer Restauratorin und wartet auf ihre Bearbeitung.
Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Foto einer beschädigten Vase aus Keramik, die wieder zusammen gesetzt wurde. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Im Rheinland wird besonders häufig Keramik gefunden. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.

Keramik

Die Restaurierung archäologischer Keramik umfasst ein breites Spektrum von Objekten: Niedrig gebranntes, vorgeschichtliches Material wie poröse Keramik, Irdenware und Steingut aber auch moderne, hochfest gebrannte Ware wie Steinzeug und Porzellan. Keramische Gefäße sind frei von Hand geformt oder auf einer rotierenden Scheibe gedreht. Verzierungen wie Ritzungen, Bemalungen oder Glasuren haben sich oft bis heute erhalten.
Die Bodenlagerung führt bei Keramik zu Schäden wie Substanzverlust, Zerscherbung, Verformung und Verfärbung. Grad und Umfang der Schädigung hängen von der Materialzusammensetzung ab, genauso wie die Bodenbeschaffenheit und -nutzung, klimatische Verhältnisse und die Dauer der Bodenlagerung.
Auf Grabungen werden Keramiken häufig als Block mit umgebenden Erdreich geborgen und erst in der Werkstatt freigelegt. Die anschließende Konservierung und Restaurierung beinhaltet unter anderem die Formwiederherstellung der Keramik. Dadurch kann sie typisiert und zeitlich eingeordnet werden. Herstellungstechniken und ursprüngliche Nutzung der Keramik lassen sich dadurch ebenfalls nachvollziehen.

Metall

Während Schmuck aus Gold und Silber die Jahrtausende im Boden oft überdauert, unterliegen Objekte aus Kupferlegierungen oder Eisen starken Veränderungen. Korrosionsprozesse können bei archäologischen Metallen zur Zerstörung eines Objektes führen. Konservierende Maßnahmen sorgen für eine Festigung und den Erhalt der Materialien sowie bei archäologischen Metallen für einen nachhaltigen Korrosionsschutz. Ziel der Restaurierung archäologischer Metalle ist das Objekt wieder erkennbar zu machen, um es in seiner ursprünglichen Funktion zu verstehen.
Anders als Bodenfunde sind kunsthandwerkliche Objekte oft nahezu unverändert erhalten. Sie wurden ursprünglich im religiösen Kontext genutzt oder gehörten zur Ausstattung gehobener Haushalte. Liturgisches Gerät aus Silber, Gold und Edelsteinen, vornehmes Geschirr aus Porzellan und Glas oder aufwändig hergestelltes Mobiliar, appliziert mit Schildpatt, Elfenbein oder Seide, wurden schon immer gepflegt und mit Bedacht genutzt. Schäden an kunsthandwerklichen Objekten stammen daher überwiegend aus unsachgemäßer Behandlung oder Lagerung. Die Konservierung und Restaurierung von kunsthandwerklichen Objekten dient auch der Bewahrung ihres ästhetischen Erscheinungsbildes.
Eine alte Kanne aus Metall steht auf einer Werkbank. Daneben liegen Pinsel und anderes Gerät. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Bei Objekten aus Metall werden die Restaurator*innen in unseren Werkstätten mit sehr unterschiedlichen Erhaltungszuständen konfrontiert.
Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Ein rundes Objekt aus Plexiglas, in dessen Inneren ein Getriebe zu sehen ist. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Auch Objekte, die erst wenige Jahrzehnte alt sind, müssen von den Restauratorinnen und Restauratoren betreut werden. Hier zur Beispiel ein Objekt aus Plexiglas.
Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.

Moderne und zeitgenössische Kunst

Jede vorstellbare Materialkombination kann in der modernen und zeitgenössischen Kunst zum Ausdrucksmittel werden. Die unbegrenzte Fülle an Materialien, modernen Medien, schnell alternden Materialien wie Kunststoffe und komplexe Installationen machen die Dokumentation und Konservierung zur Herausforderung.
Bei der Erstellung von Konservierungskonzepten müssen die Wünsche der Künstler*innen zu Erhalt und Ästhetik ihrer Werke einbezogen werden. Zudem erfordern moderne Materialien die Entwicklung neuer Konservierungstechnologien. Gerade durch die große Materialvielfalt nimmt die präventive Konservierung einen hohen Stellenwert ein. Bei Kunststoffen kann beispielsweise die schnell voranschreitende Alterung durch die Kontrolle sowie Optimierung von Lichteinwirkung und Raumklima verlangsamt werden.
Für die kunsttechnologische Forschung ist die Zusammenarbeit mit Restaurator*innen und Naturwissenschaftler*innen zielführend, die auf Kunststoffe, kinetisch und mechanisch betriebene Kunstwerke oder digitale Medien spezialisiert sind.

Stein

Die mehr als 22.000 Steinobjekte des LVR-LandesMuseums Bonn bestehen aus Kalk- und Sandstein, aus lokal anstehenden Steinvarietäten wie Trachyt, Tuff oder Basalt und aus Marmor. Die Bandbreite archäologisch geborgener Steinobjekte reicht von kleinen Steinwerkzeugen über Skulpturen bis hin zu massiven Steinsarkophagen oder Straßenpflastern. Auch originale Farbfassungen sind teilweise noch erhalten.
Je nach Materialität und Bodenbeschaffenheit ergeben sich unterschiedliche Schadensbilder, wie Brüche, Abwaschungen und chemischer Abbau der Steinsubstanz. Die Konservierung und Restaurierung von Steinobjekten besteht vorrangig aus Sicherheitsmaßnahmen zum Erhalt, der Überarbeitung von Altrestaurierungen oder der Behebung von Kriegs- und Lagerschäden.
Untersuchungen und Analysen des Materials liefern Hinweise auf Abbaugebiet, Bearbeitungstechnik und ursprüngliche Nutzung.
Überreste eines Kapitels oder eines Pfeilers auf einer Drehscheibe. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Bei steinernen Objekten dominieren Zeugnisse der römischen Anwesenheit hier im Rheinland. Wie zum Beispiel diese Überreste eines Kapitels oder Pfeilers.
Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Blick in einen Karton mit sortierten Bruchstücken eines großen Mosaiks. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Blick in einen Karton mit sortierten Bruchstücken eines großen Mosaiks. Die Rekonstruktion von Mosaik ist eine Puzzlearbeit, die viel Geduld erfordert.
Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.

Wandmalerei und Mosaik

Die Wandmalereien und Mosaike des LVR-LandesMuseum Bonn zeigen die Bandbreite der farbigen Gestaltung von antiken, römischen und mittelalterlichen Architekturoberflächen. Dazu gehören einerseits zweckdienliche Wand- und Bodenbeschichtungen wie wasserdichte Estriche oder hochglänzende Kalkputze. Andererseits repräsentieren polychrome Dekorationsmalereien wie Fresken und in Mörtel gesetzte Mosaikvariationen aus Stein, Keramik und Glas die vielfältige Gestaltung repräsentativer Räumlichkeiten.
Schon die archäologische Bergung von Kleinstfragmenten oder großflächigen Wand- und Bodenelementen wird konservatorisch begleitet. Teilstücke werden gefestigt, zusammengefügt und durch Trägermaterialien rückseitig stabilisiert. Die Restaurierung beinhaltet Ergänzungen und Retuschen der Oberflächen, um Bildinformationen wieder lesbar zu machen.
Untersuchungen des Materials, der Kunsttechnologie und Historie geben Aufschluss über die frühere Nutzung der mit Wandmalereien oder Mosaiken verzierten Räumlichkeiten und Bauteile.